Vorbeugen ist besser als heilen. Kaum eine medizinische Maßnahme erfüllt diesen bekannten Spruch besser als Impfungen. Impfungen sind die Erfolgsgeschichte in der Medizin. Dass viele Infektionskrankheiten im letzten Jahrhundert ihren Schrecken verloren haben, ist unter anderem gezielten Impfungen zu verdanken.
Das Immunsystem ist der Schutzschild des Körpers. Mit seinen Zellen, die sich im Blut und in den Geweben finden, macht es Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger unschädlich. Das Immunsystem von Säuglingen muss diese Aufgabe erst lernen. Deshalb werden kleine Kinder so häufig krank. Aber das Immunsystem hat eine Art Gedächtnis. Mit jeder Infektionskrankheit lernt es neue Erreger kennen und speichert deren Merkmale ab. Beim nächsten Kontakt kennt es diese Erreger dann bereits und kann so rasch und effektiv gegen sie vorgehen, dass der Mensch gar nicht erst krank wird.
Diesen Effekt machen sich die Impfungen zunutze. Mit ihnen werden abgetötete oder abgeschwächte Erreger ins Blut gebracht. Das Immunsystem setzt sich mit ihnen auseinander und lernt so, diese Keime zu bekämpfen, ohne dass der Geimpfte dafür die Krankheit durchmachen muss.
Impfungen verschaffen einen doppelten Gewinn: sowohl für den Geimpften selbst als auch für die gesamte Bevölkerung. Der Einzelne bleibt vor Krankheiten verschont, gegen die es keine wirksame Behandlung gibt oder die trotz Behandlungsmöglichkeit schwerwiegende Folgen nach sich ziehen können. Beispielsweise erkrankten in Deutschland im Jahr 1961 fast 4.700 Kinder an Kinderlähmung. Vier Jahre später waren es infolge der Impfungen weniger als 50. Im Jahr 2002 hat die Weltgesundheitsorganisation Europa sogar für poliofrei erklärt.
Darüber hinaus haben Impfungen den Vorteil, dass sich das Immunsystem des Körpers zu einer Zeit mit den Erregern auseinandersetzen kann, die Sie selbst bestimmt haben. Sonst treffen einen Krankheiten ja meist, wenn man schon etwas angeschlagen ist.
Der Vorteil für die gesamte Bevölkerung kommt so zustande: Je mehr Menschen gegen eine Krankheit geimpft sind, desto stärker wirkt sich das auf das Krankheitsgeschehen im Land aus, im Laufe von Jahren unter Umständen sogar weltweit. Wenn viele Menschen gegen eine bestimmte Krankheit geimpft sind, erkranken nur noch wenige daran. Gibt es nur noch wenig kranke Menschen, besteht kaum noch Ansteckungsgefahr. Dann können sich auch diejenigen kaum noch infizieren, die nicht immun sind. Auf diese Weise kann eine Krankheit letztlich ganz verschwinden – wie es mit den Pocken bereits geschehen ist.
Trotzdem besteht in Deutschland keine Pflicht, sich impfen zu lassen – anders als in der ehemaligen DDR. Man setzt darauf, dass Sie den Nutzen von Impfungen einsehen und die Chance ergreifen, sich und Ihre Kinder vor schweren Krankheiten und ihren Folgen zu schützen.
Wenn Ärztin oder Arzt Sie fragen, wie es um Ihre Impfungen bestellt ist, oder wenn es bei Ihren Kindern heißt „Jetzt steht wieder eine Impfung an“, dann beruht das auf den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. Dieses Gremium von Experten berät regelmäßig über die Situation der Infektionskrankheiten in Deutschland und erörtert, welche Impfungen es für sinnvoll hält.
Die Empfehlungen berücksichtigen vier verschiedene Kategorien:
Einmal impfen und lebenslang geschützt – so ist es in aller Regel nicht. Bei Krankheiten wie Diphtherie und Tetanus ist der Schutz erst nach viermaliger Impfung komplett. Und weil er nicht lebenslang anhält, muss alle zehn Jahre nachgeimpft werden. Den Impfschutz auffrischen, nennt man das.
Bei Masern, Mumps und Röteln ist die zweite Impfung dagegen als zweite Chance für diejenigen gedacht, bei denen die erste Impfung nicht den nötigen Schutz erbracht hat. Danach kann man davon ausgehen, dass die Geimpften tatsächlich für den Rest ihres Lebens gegen die drei Krankheiten immun sind.
Sehr kurz ist hingegen der Schutz nach einer Grippeimpfung. Die Viren, die die echte Influenza verursachen, verändern sich sehr rasch. Der Impfstoff, der für eine Saison entwickelt wurde, erfasst die Viren des kommenden Jahres sehr wahrscheinlich nicht. Darum wird der Impfstoff alljährlich neu entwickelt und muss auch erneut gespritzt werden.
Wann womit wogegen geimpft worden ist, tragen Ärztin oder Arzt in den sogenannten Impfausweis ein. Diesen sollten Sie mit den üblichen Personalpapieren wie Ausweis und Führerschein immer mit sich führen. Dann kann die bei einem Notfall zu Hilfe gerufene Ärztin oder der Arzt zum Beispiel erkennen, ob Sie gegen Tetanus geimpft sind oder ob das jetzt geschehen muss. Sie selbst können anhand dieses Dokuments kontrollieren, wann die nächste Auffrischimpfung ansteht.