Die Erreger der FSME werden durch den Stich von Zecken übertragen, ebenso wie die, die die Krankheit Borreliose hervorrufen. Es handelt sich dabei jedoch um zwei völlig verschiedene Erreger, die auch gänzlich unterschiedliche Erkrankungen bedingen. Während die FSME von Viren ausgelöst wird, handelt es sich bei den Erregern der Borreliose um Bakterien. Die FSME betrifft das Gehirn, die Borreliose ist eine Erkrankung des gesamten Körpers. In Deutschland gibt es nur in bestimmten Regionen Zecken, die FSME-Viren übertragen. Die Borreliose-Erreger leben hingegen in den Zecken des ganzen Landes. Daher tritt die FSME auch deutlich seltener auf als die Borreliose.
Die Krankheit, die landläufig als FSME bezeichnet wird, heißt in der Langversion Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dieses Wort macht drei Aussagen zugleich: Die Erkrankung tritt vornehmlich im Frühsommer auf. Der Wortteil „itis“ besagt, dass es sich um eine Entzündung handelt. Die anderen Wortteile bezeichnen die Körperteile, die entzündet sind: „Meningo“ steht für Gehirnhaut, „Enzephal“ steht für Gehirnsubstanz.
Erreger der FSME sind Viren. Sie leben eigentlich in Mäusen, Vögeln, Rehen und Rotwild. Wenn die Zecken bei diesen Tieren Blut saugen, nehmen sie die Viren auf. Wenn derart infizierte Zecken dann einen Menschen zum Blutsaugen anstechen, können sie die Viren an ihn weitergeben.
FSME-Viren werden in Deutschland durch den Stich der Schildzecke – auch als Holzbock bezeichnet – übertragen. Im asiatischen Raum sind auch andere Zeckenarten die Überträger. Zecken leben auf Pflanzen, die in Bodennähe wachsen. Sie lassen sich von hohem Gras und Kraut, von Farnen und Sträuchern auf vorbeilaufende warmblütige Lebewesen – Tiere und Menschen – fallen, um deren Blut zu saugen. Dieses brauchen Zecken für ihren Entwicklungsweg vom Ei zum erwachsenen Tier.
Zecken leben nur in Höhen bis etwa 1200 Metern. Im Gebirge gibt es demnach keine Zecken. Beim Stich einer infizierten Zecke können die Viren in die Blutbahn von Menschen gelangen. Dort können sie sich vermehren und die Krankheit FSME auslösen.
Allerdings ist bei Weitem nicht bei jedem Zeckenstich mit einer Infektion mit FSME-Viren zu rechnen. Einschränkungen ergeben sich aus folgenden Gründen: Mit FSME-Viren infizierte Zecken kommen nur in einigen Gebieten vor. In Deutschland sind das im Wesentlichen Baden-Württemberg und Bayern und bestimmte Regionen im Odenwald, Rheinland-Pfalz und vereinzelt in Landkreisen Thüringens. Doch selbst dort ist allerhöchstens jede 20. Zecke mit den Viren infiziert. Innerhalb Europas ist mit FSME-Viren tragenden Zecken in Österreich, dem Baltikum, Russland, Polen, Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Albanien, Südschweden und Finnland zu rechnen.
Die Erreger können nur in der warmen Jahreszeit übertragen werden, wenn die Zecken aktiv sind. Unterhalb von 8°C vermehren sie nich nicht mehr. Wenn nach dem Stich einer infizierten Zecke eine FSME auftritt, dauert es bis zu den ersten Krankheitszeichen gewöhnlich eine bis zwei Wochen. FSME-Viren können nicht von einem Menschen zum anderen übertragen werden.
Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke überträgt auch tatsächlich die Viren. Ist es aber doch geschehen, gibt es bei etwa einem Drittel der Infizierten Krankheitserscheinungen.
Die Erkrankung beginnt mit Beschwerden, die einer Grippe ähneln: Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel. Im Anschluss daran sind die meisten wieder gesund.
Bei ungefähr 10 von 100 Personen mit solchen Anfangssymptomen gibt es aber etwa drei Wochen später Anzeichen dafür, dass auch das Gehirn betroffen ist. Er treten erneut Fieber auf, deutliche Kopfschmerzen und Erbrechen. Vereinzelt trübt sich auch das Bewusstsein ein. Vor allem bei älteren Menschen kann sich Art von Nervenentzündung entwickeln, in deren Folge Lähmungen auftreten, Krampfanfälle und lange anhaltende Kopfschmerzen. Viele Erkrankungen – auch solche, die durchaus schwer verlaufen – heilen nach einiger Zeit wieder komplett aus. Dennoch führt eine FSME, die das Gehirn ergriffen hat, bei 1 von 100 Personen zum Tod. Betroffen sind fast ausschließlich Erwachsene. Kinder erkranken nur äußerst selten so schwer.
Im Blut und in der Gehirnflüssigkeit können die Antikörper nachgewiesen werden, die der Körper als Reaktion auf den Kontakt mit den Viren bildet. Um Gehirnflüssigkeit zu gewinnen, um eine Rückenmarkpunktion gemacht werden. Gegen die Infektion mit den Viren gibt es kein wirksames Medikament. Die Symptome, die die Erkrankung verursacht, können mit den jeweils entsprechenden Mitteln gelindert werden.
Der sicherste Weg, eine FSME zu vermeiden, besteht darin, keinen Zeckenstich zu bekommen. Daraus resultieren Hinweise für das Verhalten im Freien.
Es gibt es eine Impfung, mit der sich ein wirksamer Schutz vor der Entstehung einer FSME erreichen lässt. Sie empfiehlt sich für Personen, die sich kontinuierlich oder regelmäßig in Gebieten aufhalten, in denen FSME-Viren tragende Zecken leben, und die sich zudem viel in der freien Natur aufhalten. Typische Berufe mit Gefährdungspotenzial sind Förster und Jäger, typische Freizeitaktivitäten sind Wandern abseits von Wegen und wildes Camping.
Um so sicher wie möglich vor einer FSME-Erkrankung geschützt zu sein, sind drei Impfungen in vorgeschriebenen Zeitabständen notwendig. Wer den Impfschutz aufrecht erhalten will, muss sich regelmäßig erneut impfen lassen. Je nach Art des Impfstoffs erfolgt das im Abstand von drei oder fünf Jahren. Wer einmal von einer Zecke gestochen wurde, hat nachträglich keine Möglichkeit mehr, sich vor einer FSME zu schützen.
Die Impfstelle kann sich innerhalb von ein bis drei Tagen röten, anschwellen und schmerzen. Selten hält das länger an. Gelegentlich schwellen auch die Lymphknoten an. Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, bekommt 1 von 10 bis 1 von 100 Geimpften in den ersten vier Tagen leichtes Fieber, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschweren, fühlt sich unwohl und matt oder die Gliedmaßen fühlen sich taub an und kribbeln. Ebenso oft treten Gelenk- und Muskelschmerzen auf. Kinder unter drei Jahren sind sehr oft schläfrig. Diese Reaktionen gibt es vornehmlich nach der ersten Impfung. Wenn es für notwendig gehalten wird, kann ein Fiebermittel die Symptome lindern. Sie klingen aber ohnehin rasch wieder ab und bleiben folgenlos.
Darüber hinaus kann es, vor allem bei Kindern unter elf Jahren, allergische Reaktionen geben. Betreffen sie die Atemwege, kann sich Atemnot einstellen. Der Blutdruck kann vorübergehend absacken und die Produktion der Gerinnungsplättchen kann zurückgehen. Diese Reaktionen sind bei weniger als 1 von 10.000 Geimpften beobachtet worden.
Auch über Einzelfälle von Erkrankungen des Nervensystems ist berichtet worden (Nervenentzündungen, Gehirnentzündung, Guillain-Barré-Syndrom).
- Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8, 50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de
- Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle