Hepatitis B ist eine von Viren hervorgerufene Leberentzündung (infektiöse Gelbsucht). Mit ihr steckt man sich vor allem durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten an. Die Leberentzündung lässt sich zwar behandeln, doch eine vollständige Heilung ist selten. Allerdings kann man der Erkrankung mit einer Impfung verlässlich vorbeugen.
Es sind acht verschiedene Virustypen, die alle Hepatitis auslösen, bekannt. Sie werden von A bis H durchbuchstabiert. Hepatitis B wird von Hepatitis-B-Viren (HBV) ausgelöst. Die jeweiligen Virustypen kommen in den verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich häufig vor.
Ansteckungsquelle für Hepatitis B sind Menschen, die eine nachweisbare Menge der Viren in sich tragen. Ob sie Krankheitssymptome aufweisen oder nicht, ist dabei unerheblich. Vor allem das Blut enthält die Erreger. Sie finden sich aber auch in Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma, Scheidensekret und Menstruationsblut – wenn auch in wesentlich geringerer Menge.
Schon eine ganz geringe Menge Blut kann die Viren übertragen, wenn sie durch Haut oder Schleimhaut in den Körper gelangen. Bereits eine winzige Verletzung, die mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, kann zur Eintrittspforte werden.
In Deutschland werden geschätzte 60 bis 70 von 100 Hepatitis-B-Infektionen durch sexuellen Kontakt übertragen. Eine Berufsgruppe mit relativ großem Ansteckungsrisiko sind Angehörige medizinischer Berufe, weil sie mit Blut hantieren. Andererseits haben auch jene Menschen ein erhöhtes Risiko, die regelmäßig auf medizinische Hilfe angewiesen sind, zum Beispiel solche, die zur Dialyse gehen. Drogenabhängige begeben sich in Gefahr, wenn sie Spritzbestecke gemeinsam benutzen. Ob Hepatitis-B-Viren auch beim Ohrlochstechen, Piercing und bei Tätowierungen übertragen werden können, ist unklar. Bei schlechten hygienischen Verhältnissen ist das aber durchaus denkbar. Neugeborene können bei der Geburt durch ihre infizierte Mutter angesteckt werden.
Hepatitis B gehört zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. In Deutschland weisen 7 von 100 Personen Merkmale einer durchgemachten Infektion mit Hepatitis-B-Viren auf. Es ist anzunehmen, dass die Verbreitung von Hepatitis B in den kommenden 10 bis 20 Jahren aufgrund der Impfung zurückgehen wird.
Bis nach der Ansteckung die ersten Krankheitszeichen auftreten, vergehen durchschnittlich zwei bis drei Monate. Gewöhnlich zeigt sich die Krankheit desto eher, je mehr Erreger ins Blut gelangt sind. Wie sie verläuft, ist davon jedoch unabhängig. Das bestimmt vielmehr die Abwehrkraft des Infizierten.
Etwa ein Drittel der Infizierten bemerkt nichts von der Ansteckung. Ein anderes Drittel fühlt sich krank. Diese Personen haben keinen Appetit, fühlen sich unwohl, bekommen Fieber, ihnen ist übel, vielleicht übergeben sie sich und haben Gelenkschmerzen. Das letzte Drittel Infizierter beginnt drei bis zehn Tage später dunklen Urin auszuscheiden. Dann setzen auch andere Zeichen einer Gelbsucht ein: Die Haut und vor allem das Weiße in den Augen verfärben sich gelb, die Haut juckt. Nach ein bis zwei Wochen geht das zurück und ist nach zwei bis vier Wochen abgeklungen.
Bei mehr als 90 von 100 Infizierten heilt die Leberentzündung von selbst vollständig aus. Diese Personen sind dann ein Leben lang gegen die Krankheit immun. Bei dem Rest der Erkrankten wird die Hepatitis chronisch, das heißt bei ihnen sind länger als sechs Monate Zeichen der Infektion im Blut nachweisbar. Dann besteht die Gefahr einer Leberzirrhose. Dabei wird das Lebergewebe zerstört und durch funktionsunfähiges Narbengewebe ersetzt. Zudem kann sich aus einer chronischen Hepatitis ein Krebs der Leberzellen entwickeln (hepatozelluläres Karzinom). Nur selten verschlimmert sich eine akute Hepatitis B sehr rasch und dramatisch und endet tödlich.
Bei Kindern, die sich während der Geburt bei ihrer Mutter angesteckt haben, wird eine Hepatitis-B-Infektion besonders oft chronisch. Bei bis zu 90 von 100 dieser infizierten Säuglinge ist mit lebensgefährlichen Folgen einer chronischen Hepatitis zu rechnen.
Bei einem leichten Krankheitsverlauf können die Kranken zu Hause bleiben. Medikamente sind in der Regel nicht erforderlich. Sie sollten sich kohlenhydratreich und fettarm ernähren. Darüber hinaus sind keine speziellen Kostformen notwendig. Verläuft die Krankheit schwer, werden die Patienten meist ins Krankenhaus eingewiesen. Die Leber produziert Faktoren, die für die Blutgerinnung unentbehrlich sind. Erst wenn sich zeigt, dass das nicht mehr ausreichend geschieht und die Gerinnungsfähigkeit des Blutes gestört ist, ist eine Behandlung der Hepatitis mit dem Virusmittel Lamivudin angezeigt.
Das einzige Medikament, von bisher nachgewiesen ist, dass es eine chronische Hepatitis B anhaltend günstig beeinflusst, ist Interferon-alpha. Dieses Mittel muss zwischen einem halben und einem ganzen Jahr lang einmal wöchentlich gespritzt werden. Bei einem Teil der damit Behandelten hören die Viren auf, sich zu vermehren. Bei manchen heilt die Krankheit sogar vollkommen aus.
Jeder hat die Möglichkeit, einer Hepatitis-B-Infektion vorzubeugen, indem er sich seine individuellen Risiken klarmacht und sich dementsprechend verhält. Für Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern bedeutet das ausnahmslos den Gebrauch von Kondomen. Spritzende Drogenabhängige sollten die regionalen Angebote zum Tausch gebrauchter Injektionsnadeln und -spritzen gegen neue nutzen und unbedingt Einmalprodukte verwenden.
Im Haushalt helfen Hygienemaßnahmen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, gegen das Infektionsrisiko: keine gemeinsame Benutzung von Zahnbürsten, Rasierapparaten, Nagelscheren usw.
Am sichersten schützt die Hepatitis-B-Impfung vor der Erkrankung. Sie gehört zu den empfohlenen Impfungen, die bereits im Kindesalter durchgeführt werden. Mit den gebräuchlichen Kombinationsimpfstoffen werden die Kinder im 2., 4. und etwa im 12. Lebensmonat auch gegen Hepatitis B geimpft. Diese Impfung schützt sehr lange, möglicherweise aber nicht lebenslang. Wenn Ihr Infektionsrisiko besonders groß ist, können Sie die Konzentration von Antikörpern gegen die Viren im Blut bestimmen und sich ggf. nachimpfen lassen.
Einer ganzen Reihe weiterer Personen wird eine Hepatitis-B-Impfung sehr ans Herz gelegt. Vor allem denjenigen, die im Medizinbetrieb tätig sind oder häufig damit zu tun haben. Ob die Impfung auch für Sie von großem Nutzen wäre, sollten Sie mit Ärztin oder Arzt besprechen.
Die Reaktionen, die sich nach einer Hepatitis-B-Impfung ergeben können, hängen davon ab, ob allein gegen diese Krankheit geimpft wurde oder ob ein Impfstoff verwendet wurde, der sich gegen mehrere Krankheiten richtet. Folgende Kombinationen sind gebräuchlich: Hepatitis B + Hepatitis A, Hepatitis B + Hib, Hepatitis B + Diphtherie + Tetanus + Keuchhusten + Polio + Hib (Sechsfachimpfstoff).
Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, kann sich die Impfstelle innerhalb von ein bis drei Tagen vorübergehend röten, anschwellen und schmerzen. Es können leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Magen-Darm-Störungen auftreten. Sowohl bei der Impfung nur gegen Hepatitis B als auch bei allen Kombinationsimpfungen ist damit bei bis zu 10 von 100 geimpften Personen zu rechnen. Diese Beschwerden gehen aber bald vorüber und bleiben folgenlos.
Bei der kombinierten Impfung gegen Hepatitis B und Hib kann zudem die Gliedmaße, in die geimpft wurde, so anschwellen, dass manchmal sogar die Beweglichkeit behindert ist. Auch das bildet sich schnell wieder zurück. Darüber hinaus können Säuglinge und Kleinkinder, wenn sie diesen Kombinationsimpfstoff erhalten und Fieber bekommen, gelegentlich einen Fieberkrampf erleben.
Nach einer Nur-Hepatitis-B-Impfung und der kombinierten Impfung gegen Hepatitis A und B ist über Einzelfälle berichtet worden, bei denen sich eine allergische Reaktion in Form von Gefäßentzündungen, Hautjucken und niedrigem Blutdruck gezeigt hat. Bei den anderen Impfstoffkombinationen gibt es allergische Reaktionen vor allem an der Haut und den Atemwegen. Grundsätzlich besteht dann die Möglichkeit eines lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks. Derartiges ist bisher aber sehr selten oder in Einzelfällen aufgetreten.
Ähnlich selten ereignen nach der Sechsfachimpfung schockähnliche Zustände, bei denen der Geimpfte für kurze Zeit nicht ansprechbar ist und sich kaum bewegt. Das bildet sich rasch und folgenlos zurück. Nach der Impfung mit dem Sechsfachimpfstoff sind sehr selten Erkrankungen des Nervensystems aufgetreten. Darüber hinaus wird in der Literatur von Einzelfällen einiger weiterer Komplikationen berichtet (Nierenerkrankungen, Verringerung der Zahl der Blutplättchen, Gefäßentzündungen). Sie traten zwar in zeitlicher Nähe zu der Sechsfachimpfung auf, doch ist fraglich, ob die Impfung die Ursache dieser Erkrankungen war.
- Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8, 50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de
- Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle