Sie gehörten einst zu den Plagen der Menschheit: Pest und Cholera. Das hat sich in dem Maße geändert, wie sich die sanitären und hygienischen Verhältnisse gebessert haben. In den Industrieländern ist die Cholera heute eine seltene, importierte Krankheit.
Cholera wird hervorgerufen von der Bakterienart Vibrio cholerae. In feuchter Umgebung können die Erreger mehrere Wochen lang überleben. Cholera-Bakterien leben vornehmlich im Menschen. Möglicherweise können aber auch Kleinstlebewesen im Meer, das sogenannte Plankton, die Erreger aufnehmen. Wenn das Plankton von Fischen und Schalentieren gefressen wird, die wiederum Menschen als Nahrung dienen, können die Bakterien auf diesem Weg den Menschen erreichen.
In Indien, im Mündungsdelta des Ganges, sind die Cholera-Bakterien „heimisch“. Von dort nahmen alle Erkrankungswellen ihren Ausgang, die in den vergangenen Jahrhunderten um die Welt zogen. Inzwischen tritt die Cholera nur noch in Gebieten mit geringem Hygienestandard auf, namentlich in Südamerika (Peru), Südostasien (Indonesien) und Afrika. Doch selbst in diesen Ländern ist für gewöhnliche Pauschalreisende das Risiko, sich mit Cholera-Bakterien zu infizieren, äußerst gering.
Cholera-Bakterien werden hauptsächlich mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln aufgenommen. Dass ein Mensch die Erreger auf einen anderen überträgt, ist selten. Infizierte Personen scheiden die Erreger mit ihren Exkrementen aus. Das geschieht auch, wenn der Infizierte keine Krankheitszeichen aufweist. Sogar nach überstandener Krankheit werden die Erreger noch einige Wochen lang ausgeschieden. Nach der Ansteckung dauert es wenige Stunden bis zu fünf Stunden, bis die Krankheitszeichen einsetzen.
In Europa gibt es die Cholera nur als eingeschleppte Krankheit. Seit 2001 wurden in Deutschland insgesamt sechs Menschen mit Cholera gemeldet. Sie hatten sich die Krankheit in Indien, Pakistan und Thailand zugezogen.
Das charakteristische Symptom der Cholera ist Durchfall. Meist beginnt die Erkrankung mit Bauchschmerzen und Erbrechen. Dann setzen meist massive Durchfälle ein, bei denen eine große Menge Flüssigkeit ausgeschieden wird. Dieser enorme Flüssigkeitsverlust ist das eigentlich Gefährliche an der Cholera. Die Betroffenen trocknen aus; die Zusammensetzung ihres Blutes verändert sich. Wird dem nicht sofort und ganz entschieden gegengesteuert, versagen die Nieren und der Kreislauf bricht zusammen. Ohne Behandlung sterben bis zu 60 von 100 Cholerakranken, manche sogar innerhalb weniger Stunden nach der Infektion.
Werden hingegen sofort ausreichend Flüssigkeit und Salze zugeführt, erholen sich die meisten Kranken rasch und vollständig.
Die Cholera-Bakterien können im Stuhl und dem Erbrochenen von Erkrankten nachgewiesen werden. Zur Behandlung dient Wasser, in dem Zucker und Salze gelöst sind. Da die meisten Erkrankten nicht in der Lage sind, genügend zu trinken, bekommen sie die Flüssigkeit infundiert. Antibiotika, die die Erreger abtöten sollen, sind in der Cholera-Behandlung kaum notwendig.
Die wichtigste Vorbeugemaßnahme muss von Seiten der Landes- und Lokalregierung kommen: Bereitstellung sauberen Trinkwassers, sichere Entsorgung von Abwässern, also die Schaffung gesundheitserhaltender Sanitärbedingungen.
Bei Reisen in Ländern mit großem Infektionsrisiko hat jeder Einzelne seine persönliche Vorbeugung selbst in der Hand. Sie besteht darin, den einprägsamen englischen Satz „Cook it, boil it, peel it or forget it“ in alltägliches Handeln umzusetzen. Das bedeutet:
Darüber hinaus gibt es einen Cholera-Impfstoff zum Schlucken (Präparat: Dukoral). Er ist zwar relativ gut wirksam, bietet aber keinen ganz sicheren Schutz. Zur allgemeinen Anwendung bei Reisenden wird er nicht empfohlen. Sein Einsatz soll Personen mit besonderem Erkrankungsrisiko und Krisensituationen vorbehalten bleiben.Von dem Impfstoff werden zwei Portionen eingenommen. Eine Woche nach der zweiten Schluckimpfung kann mit einem Impfschutz gerechnet werden. Wenn der Impfschutz erhalten bleiben soll, ist nach zwei Jahren eine Auffrischimpfung notwendig.
Gibt es Impfrisiken? Gelegentlich, das heißt bei 1 von 100 bis 1 von 1000 Personen treten Leibschmerzen, Bauchkrämpfe und Durchfall auf. Selten kann es Fieber geben. Auch Beschwerden in den Atemwegen sind möglich. Sehr selten wurde über allergische Reaktionen berichtet.
- Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8, 50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de
- Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle