Tollwut

In Deutschland war die Tollwut vor allem eine Krankheit von Tieren. Für Menschen hat sie hierzulande ihre Bedeutung schon vor Längerem weitgehend verloren. Allenfalls für bestimmte Berufsgruppen spielt sie noch eine Rolle und gegebenenfalls bei Reisen in Länder, in denen noch viele tollwutkranke Tiere frei herumlaufen.

Was kennzeichnet die Erreger?

Tollwut ist eine durch Viren hervorgerufene Erkrankung. Die Viren leben in Tieren und werden von diesen auf Menschen übertragen. Die tollwutauslösenden Viren gehören in die Gruppe der Rhabdoviren. 

In früheren Zeiten gab es auch in Deutschland viele Tiere, die mit Tollwutviren infiziert waren. In allererster Linie waren das Füchse, aber auch Dachse, Marder und Rehe. Auch Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde können infiziert sein. Hunde und Katzen, die als Haustiere gehalten werden, können sich mit den Viren anstecken, wenn sie frei laufen und von einem infizierten Wildtier gebissen werden. Die gezielte Impfung von Füchsen gegen Tollwut mit einem Schluckimpfstoff, der in ausgelegten Ködern enthalten ist, hat die Zahl der infizierten Wildtiere erheblich verringert.

Die Viren vermehren sich im zentralen Nervensystem der infizierten Tiere und gelangen von dort in alle Teile des Körpers. Besonders mit dem Speichel werden sie in großer Menge ausgeschieden. 

Wie werden die Erreger übertragen?

Menschen infizieren sich üblicherweise, indem sie von einem Tier gebissen werden, das die Viren in sich trägt. Die Viren können aber auch durch verletzte Haut oder Schleimhaut in den Körper eindringen, wenn diese beispielsweise mit dem virushaltigen Speichel von Tieren in Kontakt kommen.

Infizierte Tiere sind bereits drei bis sieben Tage vor dem Auftreten von Symptomen ansteckend. Solange die Krankheit andauert, scheiden sie mit dem Speichel Viren aus.

Zwischen der Infektion und dem Auftreten von Krankheitszeichen vergehen etwa drei bis acht Wochen. Selten geht es schneller, vereinzelt kann es aber sogar mehrere Jahre dauern. Je näher die Eintrittsstelle der Viren am Kopf liegt, desto rascher gibt es Krankheitszeichen.

Wie häufig ist die Infektion?

Derzeit gibt es in Deutschland keine Tollwuterkrankungen bei Menschen mehr. Anders ist das in anderen Teilen der Welt. So ist in Osteuropa die Tollwut bei Haus- und Wildtieren weiterhin ein Problem. Auch in Afrika und Asien gibt es viele frei laufende infizierte Tiere. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sich jedes Jahr weltweit mehr als 35.000 Menschen mit Tollwut infizieren. 

Wie verläuft die Infektion?

Mit den Viren infiziert zu werden, bedeutet nicht automatisch, an Tollwut zu erkranken. Ob sich die Krankheit entwickelt, hängt wesentlich davon ab, wo am Körper die Bisswunde sitzt, mit der die Viren in den Körper gelangen. Auch Art und Ausmaß der Verletzung spielen eine Rolle. 60 von 100 Personen, denen ein infiziertes Tier mehrere tiefe Bisswunden im Gesicht beigebracht hat, müssen mit einer Tollwuterkrankung rechnen. Wurde nur die Hand oberflächlich verletzt, liegt das Risiko bei 5 Prozent. 

Die ersten Symptome der Erkrankung sind uncharakteristisch: Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, evtl. Beschwerden im Bereich der Bisswunde. Wenn die Viren das zentrale Nervensystem erreicht haben, entsteht eine sonst ungewöhnliche Angst vor Wasser. Das Sehen von Wasser oder Wassergeräusche führen zu Muskelkrämpfen. Zu schlucken, ist fast unmöglich. Das Befinden wechselt zwischen Aggression und Depression. Bei manchen Kranken verändern sich die Nerven so, dass Lähmungen entstehen. Die meisten Kranken sterben an einer Atemlähmung.

Nach dem Auftreten der ersten Symptome leben an Tollwut Erkrankte noch höchstens sieben Tage.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Die Diagnose Tollwut ergibt sich meist aus der Vorgeschichte der Erkrankung und den Krankheitszeichen. Sicher bestätigen lässt sich diese Diagnose erst, wenn man das Gehirn des Betroffenen nach seinem Tod untersuchen kann. Nach dem Biss eines Tieres, das mit Tollwutviren infiziert sein könnte, wird die Wunde sehr sorgfältig gereinigt, zunächst mit Seifenlösung, dann mit Alkohol. Dann bekommt der Betroffene ein Serum gegen Tollwut gespritzt und wird zusätzlich gegen die Krankheit geimpft.

An Tollwut erkrankte Personen werden intensivmedizinisch behandelt. Allerdings sind die Bemühungen, das Leben zu retten, bisher immer vergeblich gewesen. 

Wie kann man der Infektion vorbeugen?

Die wirkungsvollste Vorbeugestrategie besteht darin, Füchse gegen Tollwut zu immunisieren. Damit scheiden die Tiere, die die Krankheit bisher am häufigsten verbreitet haben, als Virusüberträger aus. Dieses geschieht mit einem Schluckimpfstoff, der in Fressködern verborgen ist. Die Köder werden ausgelegt und von den Tieren gefressen.

Menschen können vielfach durch ihr Verhalten einer Infektion mit Tollwutviren zuvorkommen. Infizierte Tiere verlieren meist ihre Scheu vor Menschen. Ein Wildtier, das nicht vor Menschen davonläuft, sondern sich im Gegenteil von ihnen anfassen lassen würde, gilt als tollwutverdächtig. Einem solchen Tier sollte sich niemand nähern. 

Ansonsten gibt es einen Impfstoff gegen Tollwut. Die Impfung wird aber nur Personengruppen mit besonderem Risiko, sich mit Tollwut zu infizieren, empfohlen, also beispielsweise Förstern, Jägern, Tierärzten und Laborpersonal, das mit infiziertem Material hantiert. Der Impfschutz muss regelmäßig aufgefrischt werden. In welchem Zeitabstand, richtet sich nach dem Ergebnis einer Blutuntersuchung, bei der der Gehalt an Antikörpern gegen Tollwut bestimmt wird.

Eine Tollwutimpfung kann auch für Menschen nützlich sein, die in Gegenden unterwegs sind, wo das Tollwutrisiko, beispielsweise durch streunende Hunde, noch groß ist. 

Gibt es Impfrisiken?

Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, rötet sich die Impfstelle bei bis zu 10 von 100 Geimpften in den ersten drei Tagen, selten auch länger, schwillt an und schmerzt. Auch die Lymphknoten können anschwellen. Darüber hinaus können Symptome, wie sie für eine Erkältung typisch sind, auftreten: leichtes bis mäßiges Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Kreislaufbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Auch Gelenkschmerzen und -entzündungen sind vorgekommen. All diese Reaktionen klingen rasch von selbst wieder ab und haben keine weiteren Folgen. 

Selten, das heißt bei zwischen 1 bis 10 von 10.000 Personen, die gegen Tollwut geimpft wurden, gibt es allergische Reaktionen. Von Einzelfällen eines lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks ist berichtet worden.

Über Einzelfälle einer Reihe anderer Komplikationen im Zusammenhang mit der Tollwut-Impfung ist berichtet worden: Nervenerkrankungen, Entzündung des Sehnervs, das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom, Muskelkrämpfe und Gehstörungen. Sie traten zwar in zeitlicher Nähe zur Tollwut-Impfung auf, doch ist fraglich, ob die Impfung die Ursache dieser Erkrankungen war. 

Hinweise zu Tollwut

  • Nähern Sie sich keinem wild lebenden Tier, das ungewöhnlich zutraulich ist.
  • Achten Sie bei Ihren frei laufenden Hunden und Katzen auf absonderliches Verhalten.
  • Jede Bisswunde, die Ihnen ein Tier beigebracht hat, sollte sorgfältig mit Seifenwasser gewaschen und anschließend mit Alkohol desinfiziert werden.
  • Eine Impfung kann für Menschen infrage kommen, die in Nicht-Industriestaaten zum Beispiel auf Trekkingtouren mit Tieren in Kontakt kommen können.
  • Berufsgruppen, die mit Wildtieren zu tun haben, wird eine Tollwutimpfung samt regelmäßiger Auffrischung nach einem Bluttest empfohlen.

Wichtige Adressen:

Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8,  50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de 

Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle

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