Windpocken

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Der Erreger der Windpocken kann zwei verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen: Windpocken (Varizellen) und Gürtelrose (Herpes zoster). Wer zum ersten Mal mit den Viren in Kontakt kommt, bekommt Windpocken. Wenn die Infektion später wieder aufflammt, entsteht eine Gürtelrose. 

Was kennzeichnet die Erreger?

Erreger dieser Erkrankung mit zwei verschiedenen Ausprägungen sind Viren mit dem Namen Varicella-Zoster-Virus. Sie gehören in die große Gruppe der Herpes-Viren. Wenn die Umgebungsbedingungen günstig sind, können diese Viren auch außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage lang ansteckend bleiben. 

Wer sich zum ersten Mal mit Varizellen ansteckt, bekommt Windpocken. Ist die Krankheit überstanden, werden die Viren aber nicht etwa aus dem Körper eliminiert. Vielmehr ziehen sie sich in Nervenknoten im Gehirn und Rückenmark zurück. Dort bleiben sie lebenslang. Verschlechtert sich die Abwehrlage der Person – und das ist mit zunehmendem Alter die Regel –, können die Viren wieder aktiv werden. Die dann entstehende Krankheit ist die Gürtelrose.

Wie werden die Erreger übertragen?

Varizellen können nur von Mensch zu Mensch übertragen werden und das geschieht – wie der Krankheitsname Windpocken schon andeutet – „mit dem Wind“. Man muss einem Erkrankten also gar nicht unmittelbar nah kommen, um sich selbst anzustecken. Es genügt, sich in einigen Metern Umkreis aufzuhalten. Die virushaltigen Tröpfchen, die der Infektiöse beim Sprechen, Husten und Schnupfen unvermeidbar in die Luft entlässt, sind so ansteckend, dass nahezu alle Menschen erkranken, die nicht immun gegen Varizellen sind. Darüber hinaus werden die Viren auch beim Kontakt mit den Bläschen oder Krusten weitergegeben, die bei Windpocken entstehen.

Eine Gürtelrose ist hingegen nur gering ansteckend. Hier werden die Viren nur bei direktem Kontakt mit den Hautbläschen weitergetragen. 

Wenn sich eine schwangere Frau zwischen der 5. und 24. Schwangerschaftswoche mit Windpocken infiziert, können die Viren die Plazenta passieren und das ungeborene Kind gefährden. Das Gleiche ist zu befürchten, wenn sich eine Frau fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt ansteckt. Eine Gürtelrose bei der Frau bedroht das ungeborene Kind dagegen nicht.

Zwischen der Ansteckung und den ersten Krankheitszeichen vergehen in der Regel 14 bis 16 Tage. Ansteckend ist eine Person mit Windpocken ein bis zwei Tage, bevor der Ausschlag beginnt, bis etwa eine Woche nachdem die letzten Bläschen aufgetreten sind. 

Bei einer Gürtelrose kann man sich solange anstecken, bis die Bläschen verkrustet sind.

Wie häufig ist die Infektion?

Bis 2004, als man gegen Windpocken zu impfen begann, machten die meisten Kinder die Windpocken durch, bevor sie eingeschult wurden. Bei mehr als 95 von 100 Erwachsenen weist das Blut Antikörper gegen Windpocken auf. Seitdem wird ein erheblicher Rückgang an Windpockenerkrankungen registriert.

Gürtelrose tritt vornehmlich bei Menschen nach dem 50. Lebensjahr auf. Man geht davon aus, dass etwa jeder Fünfte im Laufe seines Lebens eine Gürtelrose bekommt.

Wie verläuft die Infektion?

Üblicherweise sind Windpocken harmlos. Wenn Fieber auftritt, steigt es nicht sehr hoch an und bleibt selten länger als fünf Tage bestehen. Das Unangenehmste an Windpocken ist der Bläschenausschlag, der alle Teile des Körpers erfassen und unerträglich jucken kann. Sogar in den Ohren und an den Genitalien kann der Ausschlag sitzen. Normalerweise heilen die Bläschen ohne sichtbare Folgen ab. Lässt sich der Kranke aber verleiten, dem Juckreiz nachzugeben und kratzt die Bläschen auf, können doch Narben zurückbleiben.

Schwer verläuft die Krankheit manchmal bei Neugeborenen und Menschen mit geschwächter Immunabwehr. Diese kann auch auf einer medikamentösen Behandlung beruhen, zum Beispiel mit „Kortison“ oder Krebsmedikamenten. Bei gesunden Kindern kommen schwere Krankheitsverläufe nur sehr selten vor. Eine Komplikation ist zum Beispiel eine Lungenentzündung. Eine andere erfasst das zentrale Nervensystem. Dann können Gehirn und Rückenmark betroffen sein und die Nervensteuerung kann beeinträchtigt sein. Bei etwa einem Drittel der Neugeborenen verläuft eine Varizellen-Erkrankung tödlich.

Bei einer Gürtelrose bildet sich entlang des Ausbreitungsgebiets eines Nervens ein Bläschenausschlag. Sehr oft ist das ein Nerv, der die Bauchregion versorgt. Dann findet sich der Ausschlag am Rumpf, im Taillenbereich. Daher rührt der Name „Gürtelrose“. Der Gesichtsbereich erkrankt, wenn Nerven betroffen sind, die für die Augen, die Ohren oder den Oberkiefer zuständig sind. Nur bei Personen mit einer schwer gestörten Immunabwehr kann sich die Gürtelrose einmal über den ganzen Körper ausbreiten. Das kann dann lebensbedrohlich werden. 

Bei Erwachsenen kann sich bei einer Gürtelrose der betroffene Nerv akut entzünden. Das ist mit erheblichen Schmerzen verbunden. Oft quälen sie die Menschen noch lange, nachdem die Bläschen schon längst abgeheilt sind.

Gürtelrose ist sozusagen die Zweiterkrankung desselben Erregers, nachdem dieser zunächst Windpocken ausgelöst hat. Personen, die gegen Varizellen geimpft wurden, bekommen aber keine Windpocken. Dennoch können sie später an Gürtelrose erkranken – wenn auch deutlich seltener als Menschen, die Windpocken gehabt haben. Der Grund ist, dass mit der Impfung Varizellen-Viren in den Körper eingebracht werden. Sie sind in ihrer krankmachenden Wirkung zwar abgeschwächt, verhalten sich aber wie die Wildviren.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Bei an sich gesunden Menschen werden die Beschwerden, die eine Windpocken-Erkrankung verursacht, mit Fieber- und juckreizstillenden Mitteln gelindert.

Bei einer Gürtelrose können Virusmedikamente wie zum Beispiel Aciclovir oder Famciclovir eingenommen werden. Durch sie soll sich die Krankheitsdauer verkürzen, die Nervenschmerzen sollen ausbleiben. Diese Virusmittel müssen gespritzt werden, wenn die Windpocken Komplikationen hervorgerufen haben und wenn Windpocken oder Gürtelrose bei Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem auftreten. 

Wie kann man der Infektion vorbeugen?

Gegen die Infektion mit Varizellen gibt es eine Impfung. Seit 2004 wird sie allen Kindern und Jugendlichen empfohlen. Wenn möglich, soll um den ersten Geburtstag herum geimpft werden. Wurde das versäumt, kann auch zu jeder anderen Zeit geimpft werden. Je früher das geschieht, umso besser, denn eine Varizellen-Infektion geht bei älteren Personen eher mit Komplikationen einher als bei kleinen Kindern.

Bei Kindern genügt eine einmalige Impfung. Ist der Impfling älter als 13 Jahre, wird mindestens sechs Wochen später noch ein zweites Mal geimpft. 

Unter bestimmten Voraussetzungen wird auch Erwachsenen eine Varizellen-Impfung nahegelegt, weil bekannt ist, dass die Krankheit bei ihnen häufig schwer verläuft. Zu diesen Personengruppen gehören Menschen mit geschwächter Immunabwehr – sei es anlage- oder krankheitsbedingt oder durch eine medikamentöse Therapie – oder Neurodermitis, Personen, die über längere Zeit mit Kortison behandelt werden, und Menschen, die im Gesundheitswesen oder mit Kindern arbeiten. Vorausgesetzt wird, dass die Betroffenen keine Windpocken gehabt haben und sich in ihrem Blut auch keine Antikörper gegen Varizellen nachweisen lassen.

Zurzeit ist davon auszugehen, dass die Impfung lebenslang vor Windpocken schützt. 

Die Impfung gegen Windpocken bereitet also das Abwehrsystem des Körpers auf die Krankheitserreger vor. Die Herpes Zoster (Gürtelrose)-Impfung frischt den Immunschutz auf, und wird daher besonders für Senioren und Immungeschwächte empfohlen. Die Impfung kann aber die Erkrankung an einer Gürtelrose nicht mehr verhindern. Sie wirkt gegen den schweren Verlauf und vermindert im Wesentlichen die Anzahl der Menschen, die an den anhaltenden Schmerzen leiden.

Gibt es Impfrisiken?

Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, rötet sich die Impfstelle bei bis zu 20 von 100 Geimpften vorübergehend, schwillt an und schmerzt. Betroffen sind davon vor allem Erwachsene nach der zweiten Impfung. Etwa 10 von 100 bekommen leichtes Fieber. Bei bis zu 1 von 100 Personen entwickeln sich ein bis vier Wochen nach der Impfung „Impf-Windpocken“; das sind Windpocken in abgeschwächter Form. Diese Reaktionen klingen von selbst wieder ab und haben keine weiteren Folgen.

Selten, das heißt bei zwischen 1 von 1000 bis zu 1 von 10.000 Geimpften treten allergische Reaktionen auf. Grundsätzlich besteht dann die Möglichkeit eines lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks. Derartiges ist bisher aber nur in Einzelfällen bekannt geworden. Ebenfalls vereinzelt wurden nach der Impfung Gürtelrose und Lungenentzündung beobachtet. Es ist auch einmal vorgekommen, dass sich eine für Windpocken empfängliche, meist abwehrgeschwächte Person bei einem Impfling angesteckt hat.

Über Einzelfälle von einigen weiteren Komplikationen ist in der Literatur berichtet worden (Gehirn-, Rückenmarkentzündung, Schlaganfall, Krampfanfälle, Hautblutungen, schwerste Hauterkrankungen). Sie traten zwar in zeitlicher Nähe zur Varizellen-Impfung auf, doch ist fraglich, ob die Impfung die Ursache dieser Erkrankungen war, oder ob die Erkrankung nicht vielmehr zufällig in die Zeit nach der Impfung fiel. 

Hinweise zu Windpocken

  • Windpocken sind für Menschen mit an sich gesundem Abwehrsystem eine harmlose Kinderkrankheit.
  • Die Impfung schützt vor allem die Personengruppen, bei denen eher mit einem schweren Krankheitsverkauf gerechnet werden muss.
  • Möglicherweise schützt eine Varizellen-Impfung davor, später einmal eine Gürtelrose zu bekommen.

Wichtige Adressen:

Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8,  50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de 

Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle

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