Röteln

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Hinweise zu Röteln

  • Die Impfung gegen Röteln ist eine sinnvolle Maßnahme, die ihren Nutzen erst lange nach der Impfung zeigt. Sie soll schwangere Frauen vor einer Ansteckung mit Röteln schützen.
  • Je mehr Menschen gegen Röteln geimpft sind, desto geringer wird die Ansteckungsgefahr für schwangere Frauen, die noch für die Viren empfänglich sind.
  • Hat sich eine Frau während der Schwangerschaft mit Röteln angesteckt, gibt es keine wirksamen Maßnahmen, die das Kind vor Schäden bewahren können.

Wichtige Adressen:

Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8,  50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de 

Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle

Röteln sind eine typische Kinderkrankheit, die meist völlig harmlos verläuft. Trotzdem wird allen Eltern sehr ans Herz gelegt, ihre Kinder gegen Röteln impfen zu lassen. Eine Maßnahme, die ihren Nutzen erst sehr viel später zeigen kann. Dann nämlich, wenn eine Frau schwanger wird. Infiziert sich eine nichtimmune Frau während der Frühschwangerschaft mit Röteln, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das ungeborene Kind schwerste Schäden davonträgt (Rötelnembryopathie). Dieses Risiko lässt sich nahezu ausschalten, wenn die Frau gegen Röteln immunisiert ist.

Was kennzeichnet die Erreger?

Röteln werden von den Röteln-Viren (Rubella-Virus) hervorgerufen. 

Wie werden die Erreger übertragen?

Röteln-Viren kommen nur bei Menschen vor. Sie werden mit den Tröpfchen übertragen, die die Infizierten beim Sprechen, Niesen und Husten immer in die Luft entlassen. Die Viren dringen in die Zellen der Schleimhaut der oberen Luftwege ein und vermehren sich von dort aus im gesamten Körper, vor allem aber in den Lymphknoten. Bei einer schwangeren Frau passieren die Viren die Plazenta und können auf diesem Weg auch das ungeborene Kind erreichen.

Zwischen Ansteckung und den ersten Krankheitszeichen vergehen zwei bis drei Wochen. Menschen mit einer Rötelninfektion können andere etwa eine Woche vor und eine Woche nach dem Auftreten von Symptomen anstecken. Allerdings können auch diejenigen die Viren weitergeben, die die Infektion unbemerkt durchmachen.

Wie häufig ist die Infektion?

Röteln-Viren gibt es auf der ganzen Welt. Vor den 1970er-Jahren machten auch in Deutschland die meisten Kinder die Krankheit durch und waren dann lebenslang dagegen immun. Seit man jedoch 1974 gegen Röteln zu impfen begann, erkranken deutlich weniger Kinder an Röteln. Nun können sich kleine Kinder nicht mehr ohne Weiteres bei anderen anstecken. Damit steigt für Nichtgeimpfte die Gefahr, dass sie sich als Erwachsene mit Röteln-Viren infizieren. 

Untersuchungen haben gezeigt, dass in Deutschland immer noch zwischen 50.000 und 200.000 Frauen des Alters, in dem die meisten Kinder bekommen, ohne Schutz gegen Röteln sind. So kommt es, dass immer noch Kinder mit Fehlbildungen geboren werden, die auf einer Rötelnerkrankung der Mutter während der Schwangerschaft beruhen. In den vergangenen Jahren wurde die Geburt von jeweils einem Kind mit Rötelnembryopathie erfasst. Es wird allerdings geschätzt, dass die tatsächliche Zahl zehnmal höher liegt.

Die Weltgesundheitsorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, dass ab dem Jahr 2010 in Europa keine durch Rötelninfektionen hervorgerufenen angeborenen Fehlbildungen mehr auftreten sollen.

Wie verläuft die Infektion?

Bei etwa der Hälfte der Kinder, die sich mit Röteln anstecken, bleibt die Erkrankung unbemerkt. Wenn Symptome auftreten, ähneln sie einer leichten Erkältung: leichter Temperaturanstieg, geschwollen Lymphknoten, leichte Entzündung der Atemwege, Kopfschmerzen. Es kann sich ein Ausschlag aus kleinen, roten Flecken zeigen, der im Gesicht beginnt, sich über den Körper ausbreitet und nach spätestens drei Tagen wieder verschwunden ist. 

Nur selten zieht die Erkrankung Komplikationen nach sich. Wenn, dann treffen sie am ehesten diejenigen, die erst im Erwachsenenalter rötelnkrank werden. Dann können sich verschiedenen Organe entzünden. Vor allem Gelenkentzündungen sind bekannt, aber auch solche der Ohren, des Herzens und des Gehirns kommen vor.

Infiziert sich hingegen eine schwangere Frau, die nicht gegen Röteln immun ist, können die Erreger das Kind erreichen. Die Folgen hängen sehr davon ab, wann sich die Frau ansteckt. In den ersten acht Schwangerschaftswochen, in denen sich beim Embryo die Organe ausbilden, können die Viren besonders schwere Schäden anrichten. Unter Umständen führt das zu einer Fehlgeburt. Bei 90 von 100 Kindern entsteht aber das Schädigungsbild einer Rötelnembryopathie. Diese ist durch Herzfehler, Taubheit und Linsentrübung gekennzeichnet. Es können auch noch weitere Organe geschädigt sein.

Bei einer Infektion im zweiten Schwangerschaftsdrittel ist ein Drittel bis ein Viertel der Kinder betroffen. In der Regel sind die Schädigungen dann nicht ganz so ausgeprägt. Beispielsweise können diese Kinder taub sein, während die anderen Organe normal funktionieren. Es ist aber auch möglich, dass die Kinder zu früh geboren werden.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Gegen Röteln-Viren gibt es keine ursächliche Behandlung. Die Symptome, die bei Erkrankten auftreten, können mit entsprechenden Medikamenten gelindert werden.

Wie kann man der Infektion vorbeugen?

Allgemein übliche Hygienemaßnahmen wie Händewaschen können nicht verhindern, dass die Röteln-Viren weitergegeben werden.

Die einzige verlässliche Vorbeugemaßnahme gegen Röteln ist die Impfung. Vorzugsweise wird sie als Kombinationsimpfung zusammen mit der gegen Masern und Mumps und gegebenenfalls noch der gegen Windpocken verabreicht. Die erste Impfung erfolgt um den ersten Geburtstag herum. Die zweite kann zwar schon vier Wochen später folgen, doch in aller Regel wird sie für das Alter von eineinhalb bis zwei Jahren empfohlen. Nach Möglichkeit soll das Kind die beiden Impfungen erhalten haben, bevor es in eine Kindertagesstätte kommt, spätestes aber zur Einschulung. Ist dieser Zeitpunkt versäumt worden, kann auch später noch jederzeit gegen Röteln geimpft werden. Auch die Frauen, die als Kind Röteln gehabt haben, sollten noch einmal nachgeimpft werden – es sie denn, eine Antikörperbestimmung im Blut zeigt, dass sie ausreichend gegen eine Rötelninfektion geschützt sind.

Darüber hinaus wird die Impfung all jenen Personen empfohlen, die beruflich viel mit Kindern zu tun haben. Frauen, die sich ihrer Immunität gegen Röteln nicht sicher sind und schwanger werden wollen, können sich entweder gleich impfen lassen oder zunächst eine Blutuntersuchung machen lassen und sich dann dem Ergebnis entsprechend entscheiden. Während der Schwangerschaft darf nicht mehr geimpft werden.

Die Impfung wird übrigens auch Knaben nahegelegt, obwohl sie selbst keinen direkten Vorteil von der Impfung haben. Dahinter steckt der Gedanke, dass die Ansteckungsgefahr für schwangere Frauen sinkt, je mehr Menschen gegen Röteln immun sind.

Gibt es Impfrisiken?

Die Reaktionen, die sich nach einer Röteln-Impfung ergeben können, hängen davon ab, ob allein gegen Röteln geimpft oder ein Kombinationsimpfstoff verwendet wird, der sich gegen mehrere Krankheiten richtet. Gebräuchlich sind die Kombinationen Masern + Mumps + Röteln (MMR) und Masern + Mumps + Röteln + Varizellen (Varizellen = Windpocken, MMR-V).

Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, rötet sich bei bis zu 5 von 100 Geimpften die Impfstelle in den ersten drei Tagen, selten auch länger, schwillt an und schmerzt. Bei 1 bis 10 von 1000 Personen schwellen die Lymphknoten an. Leichtes bis mäßiges Fieber, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein und Magen-Darm-Beschwerden kommen ebenfalls vor.

Innerhalb von ein bis vier Wochen nach der Impfung zeigen 1 bis 10 von 1000 Geimpften eine sogenannte „Impfkrankheit“. Wenn sie nur gegen Röteln geimpft wurden, bekommen sie Fieber und einen schwachen Ausschlag. Jugendliche und Erwachsene entwickeln nach einer Rötelnimpfung manchmal vorübergehende Gelenkbeschwerden. Wurde zusätzlich gegen Masern geimpft, können Beschwerden der Atemwege hinzukommen. Wurde auch gegen Mumps geimpft, können auch noch die Ohrspeicheldrüsen und bei Jungen die Hoden anschwellen. Auch die Bauchspeicheldrüse kann Reaktionen zeigen. All diese Reaktionen klingen in der Regel rasch von selbst ab und haben keine weiteren Folgen.

Enthielt der Impfstoff auch eine Varizellen-Komponente, können diese Impfreaktionen nach der zweiten Impfung stärker ausfallen als bei der ersten und sie können insbesondere bei älteren Personen ausgeprägter sein.

Sowohl nach dem Einzelimpfstoff als auch bei allen Kombinationen können Säuglinge und junge Kleinkinder, die nach der Impfung Fieber entwickeln, auch einmal einen Fieberkrampf bekommen. In aller Regel vergeht ein solcher Fieberkrampf folgenlos.

Über Einzelfälle von allergischen Reaktionen, die sich zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock gesteigert haben, wurde nach allen Impfstoffen berichtet. Das Gleiche gilt für länger anhaltende Gelenkentzündungen.

Die Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln kann in Einzelfällen zu Hautblutungen führen. Sie beruhen darauf, dass die Produktion der Gerinnungsplättchen im Blut gestört ist. Dieses Problem klingt rasch von selbst ab.

Nach einer MMR-V-Impfung, die auch gegen Windpocken gerichtet ist, sind in Einzelfällen Gürtelrose und Lungenentzündung aufgetreten.

In der Literatur finden sich einige wenige Berichte, dass bei Menschen mit erheblich geschwächtem Immunsystem fünf bis acht Wochen nach einer Einzel- oder Kombinationsimpfung gegen Röteln eine Gehirnentzündung aufgetreten ist. Sie geht mit Krämpfen und Lähmungen einher und endet meist tödlich.

Darüber hinaus ist in der Literatur von Einzelfällen einiger weiterer Komplikationen berichtet worden, die zwar in zeitlicher Nähe zur Impfung aufgetreten sind, bei denen es aber fraglich ist, ob die Impfung die Ursache dieser Erkrankungen war. Bei dem Impfstoff, der sich nur gegen Röteln richtet, waren das Entzündungen von Nerven, Rückenmark und Gehirn, das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom, chronische Gelenkentzündungen und eine schwere Hauterkrankung (Erythema multiforme). Bei den Kombinationsimpfstoffen kommt noch eine Verringerung der Zahl der Gerinnungsplättchen im Blut hinzu. 

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