Pneumokokken

« zurück zur Übersicht

Als Pneumokokken wird eine Gruppe von Bakterien bezeichnet, die schwere Erkrankungen hervorrufen können. Der Wortteil „pneum“ steht für „Luft“ und weist darauf hin, dass die Bakterien in erster Linie die Atemwege infizieren. Von Pneumokokken ausgelöste Erkrankungen lassen sich zwar mit Antibiotika behandeln, doch günstiger ist es, sie durch eine Impfung zu verhindern. 

Was kennzeichnet die Erreger?

Der Erreger ist Streptococcus pneumoniae. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Typen, die alle unter dem Begriff Pneumokokken zusammengefasst werden. 

Wie werden die Erreger übertragen?

Pneumokokken existieren nur bei Menschen. Sie besiedeln den Nasen-Rachen-Raum und können von dort aus Organe im Körper infizieren. 

Wie häufig ist die Infektion?

Durch Pneumokokken ausgelöste Infektionen sind vor allem für Kinder bedeutsam. In Deutschland gibt es jedes Jahr etwa 430 Kinder unter fünf Jahren mit einer solchen Erkrankung. Mehr als die Hälfte von ihnen hatte eine von diesen Erregern ausgelöste Hirnhautentzündung, der größte Teil der anderen eine Blutvergiftung (Sepsis). Die Zahlen beruhen auf den beim Robert-Koch-Institut als nachgewiesen gemeldeten Erkrankungen. Es wird angenommen, dass die wirkliche Zahl der Erkrankten bei etwa 970 liegt. Den Erhebungen zufolge sterben jedes Jahr 19 Kinder unter fünf Jahren an einer von Pneumokokken verursachten Erkrankung. Die meisten der Kinder sind sogar jünger als zwei Jahre. Ein nicht unerheblicher Teil der schwer erkrankten, letztlich aber wieder gesund gewordenen Kinder behält von der Krankheit einen Dauerschaden zurück. 

Wie verläuft die Infektion?

Egal, ob es ich um ein Kind oder einen Erwachsenen handelt – wenn jemand eine Mittelohr-, Nebenhöhlen- oder Lungenentzündung hat, sind meist Pneumokokken die Verursacher. Auch Hirnhautentzündungen und eine Infektion des gesamten Blutes (Sepsis) beruhen sehr oft auf diesen Erregern. Andere Krankheiten, die von Pneumokokken ausgelöst werden, sind eitrige Gelenkentzündungen, Bauchfellentzündungen und eine spezielle Form des Nierenversagens. All diese Krankheiten können sehr schwer verlaufen. Gefährdet sind dadurch vor allem kleine Kinder. Sie tragen auch am ehesten Folgeschäden der überstandenen Krankheiten davon: Hörschäden, Flüssigkeitsansammlung im Gehirn, Epilepsien, Halbseitenlähmungen, eine verzögerte Entwicklung.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Pneumokokken-Erkrankungen lassen sich mit den gebräuchlichen Antibiotika behandeln. Rechtzeitig eingesetzt, können sie den Krankheitsverlauf abschwächen. Allerdings wurde in den vergangenen Jahren zunehmend offenkundig, dass manche Pneumokokken auf die bisher üblichen Antibiotika nur vermindert ansprachen oder sich damit gar nicht mehr bekämpfen ließen. Dann müssen andere Antibiotika gefunden werden, die weiterhin wirksam sind. 

Wie kann man der Infektion vorbeugen?

Der Standardimpfplan für Kinder sieht im 2., 3., 4. und etwa 12. Lebensmonat eine Impfung gegen Pneumokokken vor. Damit sind die Kinder in dem Alter, in dem sie durch Pneumokokken-Erkrankungen besonders gefährdet sind, gut geschützt. Danach wird die Pneumokokken-Impfung erst wieder für Menschen über 60 Jahre empfohlen. 

Eine Wiederholung der Impfung wird nur besonders gefährdeten Personengruppen nahegelegt. Das sind solche mit verringerter Abwehrkraft und chronischen Krankheiten, zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmungsorgane, des Nervensystems und mit Diabetes. Bei Kindern mit solchen Voraussetzungen wird die Impfung dann frühestens nach drei Jahren wiederholt, bei Erwachsenen soll der Abstand sechs Jahre betragen.

Gibt es Impfrisiken?

Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, rötet sich bei bis zu 10 von 100 Geimpften die Impfstelle in den ersten drei Tagen, selten auch länger, schwillt an und schmerzt. Bei 1 bis 10 von 1000 Personen schwellen die Lymphknoten an. Selten werden sie auch einmal hart. Nur selten treten Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen auf. All diese Reaktionen klingen rasch von selbst wieder ab und haben keine weiteren Folgen. 

Bei einer wiederholten Impfung – bei Kindern nach drei, bei Erwachsenen nach sechs Jahren – können die genannten Reaktionen an der Impfstelle erheblich ausgeprägter und ausgedehnter sein.

Allergische Reaktionen kommen selten vor. In Einzelfällen haben sie sich zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock gesteigert. 

Bei weniger als 1 von 10.000 Geimpften verringert sich vorübergehend die Produktion der Gerinnungsplättchen im Blut. Das kann sich durch punktförmige Hautblutungen bemerkbar machen.

Darüber hinaus ist in der Literatur über Einzelfälle von Nervenstörungen, die vom Rückenmark ausgehen, und Guillain-Barré-Syndrom berichtet worden. Sie traten zwar in zeitlicher Nähe zur Impfung auf, doch ist fraglich, ob die Impfung die Ursache dieser Erkrankungen war.

Die beschriebenen Impfreaktionen sind bei Verwendung des sogenannten Polysaccharid-Impfstoffs aufgetreten. Eine andere Impfstoffversion, der sogenannte Konjugat-Impfstoff, kann bereits bei Säuglingen ab dem zweiten Lebensmonat angewendet werden. Nach dem Spritzen dieses Impfstoffs traten bei Säuglingen und jungen Kleinkindern, die nach der Impfung Fieber bekamen, auch Fieberkrämpfe auf. Diese vergehen in aller Regel folgenlos. 

Darüber hinaus gab es in Einzelfällen schockähnliche Zustände, bei denen der Geimpfte für kurze Zeit nicht ansprechbar ist und sich kaum bewegt. Auch das bildet sich rasch und folgenlos zurück.

 

Hinweise zu Pneumokokken

  • Die Impfung gegen Pneumokokken gehört zu den empfohlenen Impfungen in der Kinderzeit.
  • Pneumokokken-Erkrankungen können vor allem sehr kleine Kinder gefährden.
  • Es ist nicht mehr gewährleistet, dass die üblichen Antibiotika gegen Pneumokokken immer sicher wirksam sind.

 

Wichtige Adressen:

Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8,  50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de 

Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle

powered by webEdition CMS