Impfreaktion

Impfungen sind unbestritten eine Errungenschaft der Medizin, die den Menschen viel Gutes gebracht hat. Dennoch sind sie nicht vollkommen harmlos und für jeden Menschen zu jeder Zeit problemlos. Damit jeder für sich bzw. Eltern für ihre Kinder den Nutzen und die Risiken von Impfungen abschätzen können, sind alle Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, vor der Injektion über die jeweiligen Bedingungen zu informieren.


Worauf beruhen Reaktionen nach der Impfung?

Impfreaktionen haben ihre Ursache zum einen in den Eigenschaften des Impfstoffs. Zum anderen beruhen sie auf der Art seiner Anwendung.
Impfstoffe sind eine sterile Flüssigkeit, die unter die Haut injiziert wird. Sie enthält abgetötete oder in ihren krankmachenden Eigenschaften abgeschwächte Erreger oder Bestandteile von diesen. Manchmal werden auch nahe verwandte Erregerstämme verwendet. Durch die Impfung gelangen fremde Eiweißstoffe in den Körper, mit denen sich das Abwehrsystem auseinandersetzen muss. Das Abtöten oder Abschwächen der Erreger geschieht mit chemischen Substanzen. Diese verändern die Erreger in nicht immer sicher bekannter Weise. Ferner enthält die Injektionslösung häufig Konservierungsmittel. Letztlich ist der Impfstoff ein pharmazeutisches Produkt mit allerlei Inhaltsstoffen. Zudem werden mittlerweile fast immer Kombinationsimpfstoffe eingesetzt, die sich nicht nur gegen eine Krankheit richten, sondern gleich gegen mehrere schützen sollen. Diese Bedingungen sind ein Grund für Impfreaktionen.
Ein anderer liegt darin, dass die Krankheitserreger nicht auf dem Weg in den Körper gelangen wie bei einer natürlichen Infektion. Üblicherweise werden Keime eingeatmet oder verschluckt. Atemwege und Verdauungstrakt sind jedoch gegen Eindringlinge gerüstet. Die meisten Keime bleiben in den Netzen ihrer Abwehrmechanismen hängen. Bei einer Impfung hingegen umgehen die Erreger diese Barrieren, weil sie unter die Haut gespritzt werden und direkt ins Blut gelangen.
Da die meisten Impfungen bereits Säuglingen und Kleinkindern gegeben werden, kommt hinzu, dass die Kleinen bereits zu einem Zeitpunkt mit Fremdmaterial in Kontakt kommen, zu dem ihr Immunsystem noch nicht ganz ausgereift ist. Es wird die Frage diskutiert, ob das dazu beiträgt, die Allergiebereitschaft von Kindern zu erhöhen.

Wie äußern sich Impfreaktionen?

Generell lassen sich zwei Arten von Impfreaktionen unterscheiden: die, die sich im Bereich der Einstichstelle zeigen, und die, die sich im übrigen Körper abspielen. Die Einstichstelle kann sich zum Beispiel röten, anschwellen und schmerzen. Sie kann sich entzünden. Das kann sich unter Umständen bis zu einem Abszess weiterentwickeln. Werden bei der Injektion versehentlich Blutgefäße getroffen, kann es bluten. Wurden Nerven verletzt, kann es Nervenstörungen bis hin zu Lähmungen geben.

Recht häufig gibt es nach Impfungen unspezifische Reaktionen: erhöhte Temperatur, Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall. Sie signalisieren, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Manchmal treten allerdings auch allergische Reaktionen auf, die zuweilen lebensbedrohliche Formen annehmen können.

Darüber hinaus gibt es spezielle unerwünschte Wirkungen, die für den jeweiligen Impfstoff typisch sind. Nach der Keuchhustenimpfung sind Blutdruckabfall und Fieberkrämpfe bekannt. Von der Tetanusimpfung weiß man, dass sie manchmal eine Nervenentzündung nach sich zieht. Infolge von Rötelnimpfungen sind Gelenkentzündungen vorkommen. Zwischen dem 7. und 12. Tag nach einer Masernimpfung können beispielsweise als Komplikation sogenannte Impfmasern auftreten. Dabei gibt es alle Anzeichen einer echten Masernerkrankung, jedoch in abgeschwächter Form. Als gegen Kinderlähmung noch die Schluckimpfung verabreicht wurde, trat vereinzelt eine echte Kinderlähmung auf, weil die zwar abgeschwächten, aber lebenden Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden wurden und jemanden infiziert hatten, der dafür empfänglich war. Seit dieser Zusammenhang klar ist, wird der Impfstoff gespritzt statt geschluckt. So kann er nicht mehr mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Wie erfährt man von den Risiken?

Jeder Arzt, der eine Impfung vornimmt, muss den Betroffenen – bei einem Kind die Eltern – darüber aufklären, welche Risiken sich mit der geplanten Impfung möglicherweise verbinden. Dabei müssen häufige und seltene Probleme gleichermaßen zur Sprache kommen. Allerdings kann diese Aufklärung auch in Form von Merkblättern erfolgen, die die Impflinge zum Lesen erhalten. Es muss jedoch die Möglichkeit geben, offen gebliebene Fragen anschließend beantwortet zu bekommen.

Woran erkennt man eine Impfreaktion?

Die lokalen Reaktionen an der Einstichstelle sind relativ leicht der Impfung zuzuordnen. Schwieriger ist das mit gesundheitlichen Veränderungen im übrigen Körper. Wenn etwas innerhalb von drei Tagen nach einer Impfung auftritt, liegt der Verdacht nahe, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt. Bei Störungen, die sich erst später bemerkbar machen, lässt sich der Zusammenhang mit einer Impfung nur äußerst schwer beweisen. Ganz besonders schwierig ist es, eine Impfung unzweifelhaft als Auslöser dingfest zu machen, weil schwerwiegende Gesundheitsschäden nur relativ selten eintreten.


Wie häufig treten Impfreaktionen auf?

Impfungen gehören zu den häufigsten medizinischen Maßnahmen. Im Jahr 2005 wurden rund 44 Millionen Portionen Impfstoff verkauft.
In den Jahren von 1978 bis 1993 wurden in Deutschland der zuständigen Bundesbehörde 13.500 Verdachtsfälle auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Impfstoffen gemeldet. 40 Prozent davon waren schwerwiegende Komplikationen, 10 Prozent endeten tödlich. In der Zeit danach wurde das Meldeverfahren geändert.
Seit Anfang 2001 müssen der Bundesbehörde nur schwere unerwünschte Wirkungen nach Impfungen gemeldet werden. Die Zahl der eingegangenen Meldungen ist aber so gering, dass die Behörde selbst davon ausgeht, dass längst nicht alle Verdachtsfälle bei ihr eingegangen sind. Anhand dieser Erfassung sind keine verlässlichen Aussagen über die Häufigkeit des Auftretens von Komplikationen nach Impfungen möglich.

Was tun bei Verdacht auf einen Impfschaden?

Nach dem Gesetz ist ein Impfschaden eine „über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung“. Eine schmerzhafte Injektionsstelle oder Fieber gehören also nicht dazu.
Immer wenn Sie den Verdacht haben, dass nach einer Impfung bei Ihrem Kind oder Ihnen selbst eine gesundheitliche Störung mit der Impfung im Zusammenhang stehen könnte, sollten Sie die Ärztin oder den Arzt davon informieren, die die Impfung vorgenommen haben. Die Fachleute können aus ihrem Wissen über eine Vielzahl von berichteten Fällen vielleicht bereits abschätzen, ob ein solcher Zusammenhang wahrscheinlich ist oder nicht.
Bei einem tatsächlichen Impfschaden hat der Geschädigte Anspruch auf Hilfe gemäß den Richtlinien des Bundesversorgungsgesetzes. Der Antrag dafür ist beim zuständigen Versorgungsamt zu stellen.

Hinweise zu Impfreaktionen

  • Lassen Sie sich nur impfen, wenn Sie sich ganz gesund fühlen. Beim Verdacht auf eine beginnende Krankheit, auch eine Erkältung, sollten Sie die Impfung verschieben. Das gilt auch für Impfungen bei Ihrem Kind.
  • Fieber und allgemeine Krankheitszeichen nach einer Impfung können Sie mit einem gewöhnlichen Fiebermittel bekämpfen, also zum Beispiel mit Ibuprofen oder Parazetamol.
  • Wenden Sie sich bei Störungen, die das Maß des Gewöhnlichen überschreiten, an die Ärztin oder den Arzt, die die Impfung vorgenommen haben.
  • Holen Sie bei schwerwiegenden Störungen im Zweifelsfall die Meinung eines zweiten Mediziners ein.
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