Hepatitis A

Eine Entzündung der Leber heißt in der Medizin Hepatitis. Der Buchstabe „A“ steht für den Virustyp, der die Erkrankung verursacht, und der diese Hepatitisart von Leberentzündungen abgrenzt, die durch andere Virustypen hervorgerufen werden. Umgangssprachlich heißt diese Art von Hepatitis auch „Reisehepatitis“. Frühere medizinische Bezeichnungen lauten Hepatitis infectiosa und Hepatitis epidemica.

Was kennzeichnet die Erreger?

Es sind acht verschiedene Virustypen, die alle Hepatitis auslösen, bekannt. Sie werden von A bis H durchbuchstabiert. Erreger dieser Hepatitisart sind Hepatitis-A-Viren (HAV). Sie sind sehr stabil gegenüber Umweltfaktoren, auch gegen Hitze und Desinfektionsmittel.

Wie werden die Erreger übertragen?

Hepatitis-A-Viren leben vornehmlich in Menschen. Infizierte Personen scheiden die Erreger mit ihren Exkrementen aus. Bei mangelhafter Körperhygiene werden sie dann entweder direkt an andere Personen oder über Gegenstände, die von verschiedenen Personen berührt wurden, weitergegeben. Auch beim Sex, vor allem unter Männern, können die Erreger übertragen werden.

Wenn Abwässer unzureichend geklärt in Flüsse oder ins Meer geleitet werden, gelangen die Viren in die Nahrungskette. Vor allem Muscheln oder Austern tragen dann die Erreger. Das Bewässern von Feldern mit Abwässern und das Düngen mit Fäkalien bringen Hepatitis-A-Viren auf Gemüse und Salate.

Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen vergehen im Allgemeinen 25 bis 30 Tage. Hepatitis-A-kranke Personen können ein bis zwei Wochen, bevor sie Krankheitszeichen aufweisen, und noch eine Woche danach andere Menschen anstecken. Infizierte Säuglinge können die Viren mit dem Stuhl unter Umständen mehrere Wochen lang ausscheiden.

Wie häufig ist die Infektion?

Hepatitis-A-Viren gibt es in der ganzen Welt. In den Industriestaaten mit ihrer geschlossenen Kanalisation und Abwasserentsorgung ist die Zahl der Hepatitis-A-Erkrankungen erheblich zurückgegangen. Früher war sie in Europa und Nordamerika ähnlich hoch wie heute noch in den Entwicklungsländern. Dort machen nahezu alle Menschen die Infektion im Kindes- und Jugendalter durch. Wer als Westeuropäer in diese Länder reist und nicht immun ist, ist stark infektionsgefährdet. Etwa die Hälfte aller Hepatitis-A-Erkrankungen in Deutschland war in den letzten Jahren ein solches „Reisemitbringsel“.

Wie verläuft die Infektion?

Hepatitis A ist eine relativ gutartige Erkrankung. Oft, vor allem bei Kindern, macht sich die Infektion nicht einmal bemerkbar. Treten doch Symptome auf, sind es zunächst Magen-Darm-Beschwerden, gelegentlich steigt die Körpertemperatur an. Danach kann sich für mehrere Tage bis einige Wochen eine Phase mit Gelbsucht-Symptomen anschließen. Die Genesung dauert dann noch einmal zwei bis vier Wochen. Etwa 10 von 100 Hepatitis-A-Infektionen ziehen sich länger hin. Doch auch sie heilen letztlich ohne Komplikationen aus.

Einen tödlichen Verlauf nimmt die Hepatitis A bei ungefähr 1 von 1000 bis 10.000 Personen. Dabei handelt es sich dann meist um betagte Menschen oder solche, deren Leber bereits durch andere chronische Lebererkrankungen vorgeschädigt ist. Wer eine Hepatitis A durchgemacht hat, ist lebenslang dagegen immun.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Eine ursächliche Therapie gegen Hepatitis A gibt es nicht. Wichtig ist, die Leber während der Krankheitszeit nicht durch Alkohol oder leberschädigende Medikamente zusätzlich zu belasten.

Wie kann man der Infektion vorbeugen?

Die wichtigste Vorbeugemaßnahme muss von Seiten der Landes- und Lokalregierung kommen: Bereitstellung sauberen Trinkwassers, sichere Entsorgung von Abwässern, also die Schaffung gesundheitserhaltender Sanitärbedingungen. Bei Reisen in Ländern mit großem Infektionsrisiko hat jeder Einzelne seine persönliche Vorbeugung selbst in der Hand. Sie besteht darin, den einprägsamen englischen Satz „Cook it, boil it, peel it or forget it“ in alltägliches Handeln umzusetzen. Das bedeutet:

  • Nur trinken, was aus fest verschlossenen Flaschen kommt, die Sie selbst geöffnet haben, oder jedes Wasser vor der Verwendung abkochen.
  • Auch Zähneputzen nur mit solchem Wasser.
  • Keine Getränke mit Eiswürfeln zu sich nehmen.
  • Obst, Gemüse, Salate nur essen, wenn Sie sie selbst gepellt oder geschält haben oder wenn sie frisch gekocht sind und heiß serviert werden.
  • Fisch und Fleisch nur essen, wenn es frisch gekocht oder gebraten und sofort serviert wird.
  • Keine Muscheln, Krabben usw. essen.
  • Keine ungekochte Milch trinken und keine Produkte essen, die aus frischer Milch hergestellt werden. Das bedeutet auch: kein Eis essen.
  • Keine Benutzung von öffentlichen Schwimmbädern und stehenden Gewässern.
  • Hände immer wieder mit Wasser und Seife waschen. Zum Abtrocknen keine benutzten Handtücher verwenden.

Impfung

Es  gibt eine Impfung gegen Hepatitis A. In Deutschland wird sie nur einem Personenkreis mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen, ansonsten Reisenden in die entsprechenden Länder. Ein besonderes Infektionsrisiko wird für medizinisches Personal angenommen, homosexuell aktive Männer, Menschen mit chronischer Lebererkrankung und mit Hämophilie („Bluter“). Reiseländer, in denen man eine Ansteckung mit Hepatitis A befürchten muss, sind nicht nur die Tropen, sondern bereits der gesamte Mittelmeerraum und Osteuropa.

Eine Reihe von Menschen kann allerdings bereits gegen Hepatitis A immun sein, ohne es zu wissen. Für sie wäre die Impfung unnötig. Wie es um den Schutz bestellt ist, können Ärztin oder Arzt feststellen, indem sie im Blut Hepatitis-A-Antikörper bestimmen lassen.

Personen, die über eine Hepatitis-A-Impfung nachdenken, haben in aller Regel auch ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit Hepatitis-B-Viren. Mit einem Kombinationsimpfstoff kann gegen beide Erkrankungen zugleich geimpft werden. Wer sich dafür entscheidet, erhält drei Impfungen: die erste Wiederholung nach einem Monat, die zweite nach einem halben Jahr. Mit einem ausreichenden Schutz ist erst nach der zweiten Impfung zu rechnen.

Wer sich ausschließlich gegen Hepatitis A impfen lässt, bekommt zwei Injektionen. Die erste Impfung wird nach einem halben bis ganzen Jahr wiederholt. Hier sind die Geimpften bereits nach der ersten Injektion zu 95 Prozent geschützt.

Auf den Schutz der Impfung können Sie mindestens zwölf Jahre lang vertrauen. Möglicherweise hält er auch 20, 25 Jahre an. Das ist aber noch nicht sicher. Menschen mit intaktem Immunsystem wird derzeit keine Auffrischimpfung empfohlen. Wer allerdings einem besonders großen Infektionsrisiko ausgesetzt ist, kann die Impfung sicherheitshalber wiederholen lassen.

Gibt es Impfrisiken?

Als Zeichen, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt, rötet sich die Impfstelle innerhalb von ein bis drei Tagen vorübergehend, schwillt an und schmerzt. Nach einer Nur-Hepatitis-A-Impfung trifft das etwa 4 von 100 Geimpfte, nach der Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B bis zu 10 von 100. 1 bis 10 von 100 bekommen leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Magen-Darm-Störungen. Diese Beschwerden gehen bald vorüber und bleiben folgenlos.

Bei 1 von 1000 bis 10.000 Geimpften treten allergische Reaktionen mit Hautjucken auf. Noch seltener gab es nach der Impfung eine ernsthafte Hauterkrankung (Erythema multiforme). Nach der Injektion des Kombinationsimpfstoffs kann sich die allergische Reaktion sehr selten gefährlich bis zum Schock steigern. Zudem sind nach der Impfung sehr selten Gefäßentzündungen, Hautjucken und niedriger Blutdruck als Zeichen einer allergischen Reaktion beobachtet worden.

Hinweise zu Hepatitis A

  • Eine Hepatitis-A-Impfung ist keine „Fernreiseimpfung“. Sie kann bereits für Touren im Mittelmeerraum sinnvoll sein, wenn Sie nicht ausschließlich in internationalen Hotels verweilen.
  • Wenn Sie vor 1950 geboren sind oder sich länger in Gebieten mit hohem Infektionsrisiko aufgehalten haben, kann es sein, dass Sie die Infektion bereits unbemerkt durchgemacht haben.
  • Sind Sie unsicher, wie es um Ihren Schutz gegen Hepatitis A bestellt ist, können Sie die Hepatitis-A-Antikörper im Blut bestimmen lassen. Gegebenenfalls wird die Impfung dann überflüssig.
  • Eine Hepatitis-A-Impfung kann noch kurz vor Reiseantritt sinnvoll sein. Eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis B sollte allerdings mindestens ein halbes Jahr, bevor der Schutz notwendig ist, stattfinden.

Wichtige Adressen:

Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, Tel.: 030-187540, Internet: www.rki.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 0221-89920, Internet: www.bzga.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), Im Mediapark 8,  50670 Köln, Tel.: 0221-356850, Internet: www.gesundheitsinformation.de 

Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen, Tel.: 06103-770, Internet: www.pei.de, Informationen zu Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen sowie von Verdachtsfällen schwerwiegender Nebenwirkungen unter www.pei.de/db-verdachtsfaelle

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